In meiner Küche sah es fast gemütlich aus. Jedenfalls so gemütlich, wie eine zukünftige, jetzt noch als Wohnraum benutzte Neubauküche von 2*3 Metern Größe nur aussehen kann. Ich habe ausgefegt, aufgeräumt und meine Möbel zurechtgerückt, soweit überhaupt an Rücken zu denken war. Die Möbel, das waren ein schmales Spind, wie man sie noch heute oft in den Klubräumen sieht. Als ich hier zum Schulbeginn Einzug gehalten hatte, war ich etwas erschrocken. Das sah ein wenig nach Festungshaft mit Komfort aus. Mit Komfort, weil die Zelle ferngeheizt war und weil gleich nebenan das Bad mit ewig sprudelndem heißem Wasser gelegen war. das Bad hatte ich oft für mich allein, denn die anderen vorläufigen Bewohner der Wohnung – in jedem Zimmer zwei – waren Monteure und Bauerbeiter mit ganz anderen Arbeitszeiten. Ich hatte meinen ersten Schreck verscheucht und mir eingeredet: das ist doch ganz lustig, dass du in einer ferngeheizten Neubauküche wohnst, mit Kacheln an der Wand und die Bücher in einer eingebauten Speisekammer. Ich hielt es für einen Trost. Etwas später war mit noch ein viel besser eingefallen, dieses winzige Betongeviert, der zukünftige Stolz einer fleißigen Hausfrau, die hier noch viele Napfkuchen und Geflügelsalate zaubern würde, war ja meine erste richtige eigene Behausung, in der ich machen konnte, was eigenes Zimmer haben können. Im Studentenwohnheim hatte ich zu drei Biologen verschlagen, die ein ganzes Jahr lang mit großem Ernst die Zellgewerbe irgendwelcher Gewänsche zeichneten und manchmal angeregte Gespräche über das Verdauungssystem verschiedener Gewürms führten. Ich kam mit neben ihnen stets sehr armselig vor, weil ich immer nur in alten Büchern zu lesen, aber gar nichts zu zeichnen hatte… Aber dieses war nun mein klein, aber mein, und eigner Herd ist des Goldes wert. Ich schaffte Tischtücher, Vasen, Aschenbecher, Wandregale, Bilder, einen elektrischen Brotröster und etwas später Radio und Plattenspieler hinein. Die Tür der Speisekammer hob ich aus und schob sie unters Bett. Das gab einen ausgezeichneten Bücherschrank. Zum ersten Mal konnte ich meine Bücher, die ich überall mitgeschleppt hatte, richtig aufstellen. Deshalb hatte ich aus dem Einräumen auch ein großes Fest gemacht. |