«Die Erde ist die
Wiege der Menschheit, der Mensch
kann aber nicht
ewig in der Wiege bleiben.»
(K.E. Ziolkowski)
Konstantin
Eduardowitsch Ziolkowski wurde am 17. September 1857 in Igewsk in der Provinz
Rjasan in Russland geboren. Im Alter von zehn Jahren erkrankte er schwer an
Scharlach ir.id verlor fast vollständig sein Gehör. Schon als Kind faszinierten
ihn" die Sterne. Nach Abschluss der Schule schickte ihn sein Vater zum
Studium nach Moskau. Dort blieb er drei Jahre und studierte Physik, Astronomie,
Mechanik und Geometrie. Wahrend einer Vorlesung in Physik lernte er die
Newtonschen Gesetzte kennen. Als er das dritte Gesetz, wonach jede Kraft eine
gleichgroße Gegenkraft erzeugt, deren Richtung der ersten Kraft entgegengesetzt
ist, horte, war ihm klar, dass die Losung für den Plug in den Weltraum die
Rakete mit ihrem Rückstoßprinzip sein musste. Nach diesen drei Jahren holte ihn
sein Vater zurück nach Hause. Bis 1882 arbeitete er als Mathematiklehrer an der
Kreisschule von Borowsk in der Provinz Kaluga.
Im Alter von 30
Jahren veröffentlichte er eine theoretische Untersuchung über ein lenkbares
Ganzmetall-Luftschiff. Im Jahre 1892 wurde er als Lehrer nach Kaluga, das etwa
160 Kilometer südöstlich von Moskau liegt, versetzt. Er gab Unterricht in Mathematik
und Physik. Inzwischen hatte er geheiratet und war Vater geworden. In einem
Zimmer seiner Wohnung baute Konstantin Ziolkowski den ersten russischen
Windkanal. Windkanal - das ist eine Vorrichtung, in der ein künstlicher Luftstrom
erzeugt wird, um die aerodynamischen Qualitäten besonders Fahrzeugen zu messen.
Damit war es ihm möglich, den Luftwiderstand zu bestimmen. In dieser Zeit
begann er sich ganz der Raketenforschung zu widmen. Er erkannte, dass die bisher
für Feuerwerke und militärische Zwecke verwendeten Feststoffraketen zu schwach
sein würden, um den Weltraum zu erreichen. Daher schlug er die Verwendung von flüssigen
Raketentreibstoffen (Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenwasserstoffen) vor. Er
berechnete, dass sich Ozon als Oxidator sogar noch besser als Sauerstoff eignete.
Schon 1883
beschrieb Ziolkowski in der Arbeit ,,Freier Weltraum" zum ersten mal ein Raumschiff
mit Rückstoßantrieb. Ab 1895 befasste er sich mit den theoretischen Arbeiten über
Raketenmotoren. 1903 veröffentlichte er den Artikel ,,Die Erforschung des
Weltraums mit Rückstoßgeraten". In dieser Schrift wurden erstmalig die
Grundlagen der Raketenflugtheorie dargelegt und die Aufbauprinzipien der Rakete
und des Flüssigkeitstriebwerks beschrieben.
Ziolkowski erarbeitete
die Raketengrundgleichung, das grundlegende Gesetz über die Endgeschwindigkeit
von Raketen. Das Manuskript über diese letzte Entdeckung wurde erst 1923 veröffentlicht,
obwohl er es bereits 1903 der Moskauer ,,Technischen Revue" übergeben
hatte. Durch die Formulierung dieser Formel erkannte er, dass zur Erreichung
der Höchstleistung einer Rakete zwei Bedingungen erfüllt werden mussten.
Einerseits musste
die beste Treibstoffkombination gefunden werden, um damit die höchst mögliche
Ausstromgeschwindigkeit der Ausstromgase zu gewährleisten. Andererseits musste
das Leergewicht der Rakete minimiert werden, damit sie mehr Treibstoff
aufnehmen konnte.
Konstantin
Ziolkowski stellte die ersten Berechnungen über die Möglichkeit interplanetarer
Flüge und über den Abschuss künstlicher Satelliten auf eine Erdumlaufbahn auf.
Er hatte
verschiedene Entwürfe für gebündelte Raketen und Mehrstufenraketen
vorgeschlagen, mit denen man sehr großen Hohen erreichen konnte. Konstantin Ziolkowski
verfasste zahlreiche Publikationen. Er schrieb 35 Bücher, viele Artikel zu diesem
Thema. Die beiden letzten Veröffentlichungen sind das ,,Album der kosmischen
Reisen" von 1932 und ,,Die höchste Geschwindigkeit bei Raketen" von 1935.
Konstantin Ziolkowski
starb am 19. September 1935. Es war ihm nicht vergönnt, zu Lebzeiten die
praktische Umsetzung seiner Ideen zu erleben. |