Jedes Volk strebt seine Geschichte zu kennen, seine historische Wurzeln, jenen Weg, den die vorigen Generationen gegangen waren. Man braucht das nicht nur, um die Verbindung der Zeiten zu fühlen, sondern auch um die historische Erfahrung zu benutzen: keine Fehler der Vergangenheit zu wiederholen, sondern Lehren der Geschichte zu entnehmen, die wir für die Lösung heutiger Aufgaben brauchen. Weißrussland ist reich an alten Kirchen, Klöstern und Burgen. Sie bilden kulturelles Erbe unseres Landes, spiegeln unsere Geschichte wider, erzählen uns über das politische und wirtschaftliche Leben sowie kulturelle Traditionen weißrussischen Volkes. Im Unterschied zu anderen Errungenschaften einer nationalen Kultur kann man Architekturdenkmäler von der Heimat nicht abreißen und ausführen. Vergeblich träumte Napoleon die Heilige-Anna-Kirche von Polen nach Paris zu übertragen. Architekturische Denkmäler können nur zerstört werden und auf solche Weise verarmt das Volk kulturell. Aber sie wurden nicht nur während der Kriege zerstört, sondern auch in der Friedenszeit wegen innerstaatlicher Unruhe. Weltbekannt ist die Sofie-Kathedrale in Polotsk. Das ist das erste Heiligtum der Christen in Weißrussland. Mehrmals wurde diese Kathedrale gebrannt und abgebaut, aber sie entstand immer wieder wie ein Zaubervogel Phönix aus der Asche. Archäologische Ausgrabungen und Chroniken ermöglichten ihre Rekonstruktion. Und sie sieht heute fast so aus wie im 12. Jahrhundert. Noch ein Beispiel… In Brest gibt es einen Ort „бяроза", auf deutsch „Birke". Dieser wurde erstmals 1477 erwähnt. Zu dieser Zeit gab es viele Dörfer mit gleicher Benennung. Und um diesen Ort von den anderen zu unterscheiden kam dazu das Wort „картуз" – „Mütze". Jetzt heißt der Ort „Картуз-Бяроза” – "Mütze-Birke". Das Erscheinen des Wortes war für Leute unverständlich. Und das ist klar, weil es nur für Orientierung diente und keinen Sinn mit sich trug. Doch die Menschen dachten verschiedene Legenden aus, als ob diesen Ort PeterI besucht und dort seinen Hut auf die Birke gehängt hatte. Es lohnt sich von diesem Ort mehr zu erzählen, weil nicht weit von dem ein Kloster liegt. Schon 200 Jahre ist es geschlossen und weder dortige Einwohner noch Historikern mit Archäologen lenken ihre Aufmerksamkeit aufs Kloster. Der Orden, der das Kloster gründete, galt als der strengste unter allen existierten. Das Leben Cartusianer Mönche im Kloster stellte die echte Einsperrung dar. Sie legten Schweigegelübde ab und lebten als Einsiedler. Sie verbrachten ihren ganzen Tag, indem sie beteten mit kurzen Unterbrechungen für Mahlzeit. Der Entwurf der Kathedrale gehörte einem Bildhauer aus Italien. Das Architekturgebäude war im Barockstil, was nicht eigen und ganz neu für Weißrussland war. Auch die Wände waren prachtvoll bemalt von den besten Malern jener Zeit. Abgesehen von der historischen und künstlerischen Einzigartigkeit des Klosters bleibt es zerstört. Und das ist kein Einzelfall. Und wir müssen diese schützen, denn ohne Erinnerungen gibt es keine Zukunft. |